Kantonsspital St.Gallen KSSG – Haus 10
Zweiter Neubau des Generationenprojekts KSSG-OKS. 2009-2018
VERFAHREN, AUFTRAGGEBER, AUFTRAGNEHMER, TEAM
Siehe Gesamtprojekt KSSG-OKS
KENNDATEN
Geschossfläche: 6’623 m2
Gebäudevolumen: 27’172 m3
Planung: ab 2011
Realisierung: 2016-2018
Baukosten SKP 1-9: ca. 35 Mio. CHF
BESCHREIBUNG
Nutzungen:
Erdgeschoss: Netzersatzanlage, Klinik für Psychosomatik
1. Obergeschoss: Endokrinologie / Diabetologie, Ernährungsberatung
2./3. Obergeschoss: Ambulatorium Nephrologie / Hämodialyse
4./5. Obergeschoss: Ambulatorium Onkologie / Hämatologie
Anmerkungen:
Rohbau in Ortbeton
Stützen und Treppenläufe in Fertigbeton
Aluminiumfassade
Zweigeschossige Passerelle als Stahlfachwerk
Kunst am Bau: Jean-Christophe De Clercq, Champeix, Frankreich, Claudio Moser, Genf
FOTOS
Georg Aerni, Florian Brunner
SKIZZEN
Fawad Kazi
VISUALISIERUNGEN
Fawad Kazi Architekt GmbH, 3D-Modell Gebäudetechnik: Amstein + Walthert AG
PUBLIKATIONEN
KSSG-OKS I – Projekteinführung und Pavillon, Hg. Marko Sauer und Christoph Wieser, Verlag park books, 2018
KSSG-OKS II – Haus 10, Hg. Marko Sauer und Christoph Wieser, Verlag park books, 2021
«Als Gestalt erzeugt das Haus 10 trotz seiner geometrisch einfachen Form einen rätselhaften Eindruck. Dies hat mit der Komplexität des heterogenen Umfelds zu tun, so wie auch mit der mehrdeutigen Erscheinung des Baukörpers.»
– Lorenzo De Chiffre
EINE SUBTILE ROHFORM
Selbst die Nutzung des Gebäudes ist auf den ersten Blick nicht sofort ablesbar. Und schliesslich erzeugt die andockende Passerelle ebenso wie die dicht angrenzende Hochgarage auf der Westseite den Eindruck, dass der Bau eng mit seiner Umgebung verwoben ist.
Wie eine Plastik entfaltet sich das Gebäude erst dann als komplexes Ganzes, wenn man es von allen Seiten betrachtet. Bewegt man sich von der oberen Hauptebene des Spitals um das Gebäude herum, vollführt man vereinfacht gesehen eine Spiralbewegung, die zum kinematischen Effekt des Objekts beiträgt. Betrachtet man das dunkelbraune Gebäude von Süden aus, wo die Verbindungsbrücke den Vordergrund dominiert, ruft es die Assoziation einer Burg hervor. Wenige Schritte weiter erinnert es – wegen seiner Ausrichtung parallel zum Hang sowie aufgrund der Verbindungsbrücke und des Schornsteins an der Westfassade – an einen im Hafen angedockten Ozeandampfer.
An der gegenüberliegenden Seite, von Norden aus, präsentiert sich das Haus eher wie ein kleines Bürogebäude. Die leicht schimmernde, vertikal gerippte Fassade, die an Cordsamt erinnert, erzeugt eine klassisch moderne Anmutung, die den Bau als entfernten Verwandten der bronzenen Bürotürme eines Mies van der Rohe wirken lässt. Etwas gewagter könnte man aber auch meinen, es weise eine Verwandtschaft mit einigen von Hans Poelzigs Bauten und Entwürfen auf: konkret mit seinen Entwürfen für ein Bankgebäude in Dresden (1921) sowie das Verwaltungsgebäude der Gebrüder Meyer in Hannover (1923/24). In diesen beiden Entwürfen wird besonders das Verhältnis zwischen der einfachen Bauform und der Artikulation der Hülle thematisiert.
Lorenzo De Chiffre, Eine subtile Rohform (Auszug), KSSG-OKS II – Haus 10, Hg. Marko Sauer und Christoph Wieser, Verlag park books, 2021
«Man muss den Spalt zwischen diesen Stützen anschauen. Ein Millimeter, maximal zwei Millimeter. Man konzentriert sich beim Vorbeilaufen nur auf diesen Spalt, man läuft weiter und sieht, wie sich der Spalt kontinuierlich schliesst. Man kann an dieser Stelle sehr gut sehen, wie ausserordentlich präzise dies gemacht wurde. Darin liegt für mich der Zen-Begriff. Ich geniesse diese Genauigkeit. Und ich habe durch diese kleine Beobachtung ein ganz anderes Raumerlebnis. Bei mir kommt es genau auf diese Dinge an. Das ist das erste, worauf ich achte, wenn ich einen Raum betrete. Wenn das alles passt, dann ist dies für mich ein Hochgenuss.»
– James Licini
Fawad Kazi, James Licini, Marko Sauer, Das Zen des Stahls (Auszug), KSSG-OKS II – Haus 10, Hg. Marko Sauer und Christoph Wieser, Verlag park books, 2021